Jacqueline Lee Bouvier – Debütantinnenkönigin und Journalistin

Jacqueline Lee Bouvier wurde am 28. Juli 1929 in Southampton auf Long Island geboren. Bekannt und im kollektiven Gedächtnis geblieben ist sie uns als Ehefrau des ehemaligen Präsidenten John F. Kennedy, als First Lady und als prägende Stilikone der 1950er- und 1960er-Jahre. Doch wie sah Jacquelines Werdegang aus, bevor John F. Kennedy in ihr Leben trat?

Jackie, unter diesem Spitznamen ist sie wohl den meisten geläufig, die in jungen Jahren nach eigenen Angaben keine Hausfrau werden wollte, hatte zunächst ihre eigene Karriere im Blick. Als Tochter aus gutem Hause, war es selbstverständlich, dass sie eine entsprechende Bildung erhalten musste. Ihren Schulabschluss machte Jackie im Jahr 1947 an der Miss Porter's School in Farminton, Connecticut. Diese war eine reine Mädchenschule, welche ihre Schülerinnen gezielt auf einen Collegebesuch vorbereiten sollte. Im selben Jahr debütierte Jackie, was ihr zu einiger medialer Aufmerksamkeit verhalf. Die sprichwörtliche Krone setzte ihrer Debütantinnenzeit ein Kolumnist des Hearst Newspapers, Igor Cassini, auf. Dieser erklärte sie zur Debütantinnenkönigin des Jahres 1947 und beschrieb sie als »eine königliche Brünette mit klassischen Zügen und der Anmut von Dresdener Porzellan. Sie besitzt Grazie, spricht mit sanfter Stimme und ist intelligent – alles, was eine führende Debütantin haben sollte«.

Jackies ernsthafter Wunsch war es,  Journalistin zu werden. Mit diesem Ziel im Blick begann sie ihr Studium am renommierten Vasser College in Poughkeepsie, New York. In ihrer Debütantinnenzeit reihte sich in Jackies Leben ein gesellschaftliches Event an das Nächste. Sie genoss die vielen kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen. Dieser Zeit folgte das Studentenleben in Vasser. Vasser war zu dieser Zeit ein reines Mädchencollege, auf dessen Campus die Studentinnen internatsgleich wohnten. Man kann sich gut vorstellen, dass dieses Leben einen starken Kontrast zu ihrer Debütantinnenzeit darstellte. Um trotzdem die von ihr gewünschte Abwechslung zu haben, verbrachte sie in den zwei Studienjahren ihre Wochenenden vornehmlich außerhalb des Campuses, z. B. in New York City, wo sie bei ihrem Vater wohnte. Jackie liebte zwar ihr Studentenleben und besuchte ihre Kurse mit Freude, doch vielfältiger gesellschaftlicher Umgang und persönliche Freiheit waren für sie unerlässlich – auch brauchte sie die Spannung, die solche Events mit sich brachten. Jackie war, durch ihre Europa-Reisen und natürlich auch durch ihre französischen Vorfahren, ein begeisterter Fan Frankreichs. Ihre Frankophilie konnte man schon durch die Wahl ihres Studienfaches, Französische Literatur,  erkennen. Dank eines Studienprogramms war es Jackie 1949 möglich, für ein Jahr an der Universität von Grenoble und der Universität von Sorbonne in Paris zu studieren. Wieder in den USA wechselte Jackie auf die George Washington University in Washington, D.C., die älteste katholische Universität in den USA. Diese bot ihr ein vielfältigeres gesellschaftliches Leben, allein schon dadurch, dass es sich nicht um ein reines Mädchencollege handelte. Dort schloss sie dann 1951 ihr Studium mit einem Bachelor of Arts in Französischer Literatur und Kunstgeschichte ab.

Im selben Jahr nahm sie am Prix de Paris des Vogue Magazine teil. Der Gewinnerin wurde ein Vertrag als Assistentin des Herausgebers der Vogue versprochen. Die Teilnehmerinnen, in jenem Jahr waren es 1280, mussten einen Essay einreichen sowie mehrere Fragen zu verschiedenen Themen beantworten.  Schlussendlich überzeugte Jackie mit einem Bericht, in welchem sie sich selbst und ihren Lebensstil beschrieb. In der Vogue-Ausgabe vom 15. August 1951 wurde Jackie als Gewinnerin präsentiert. Ihre Tätigkeit bei der Vogue war allerdings nur von kurzer Dauer. Offiziell kündigte sie aus familiären Gründen, doch eine ihrer damaligen Freundinnen spekulierte, dass Jackie erkannte, dass sie eine Karriere bei der Vogue nicht weiterbringen würde – privat, als auch beruflich nicht.

Um ihrer Journalismus-Karriere nun gezielt nachzugehen, setzte Jackie bewusst ihre Verbindungen ein und kontaktierte Arthur Krock. Er war nicht nur ein guter Freund der Familie, sondern auch der Chef des Washingtoner Büros der New York Times. Er stellte den Kontakt mit einem Redakteur der Washingtoner Times Herald her. Die Zeitung suchte zu der Zeit eine Foto-Journalistin und Jackie, die bereits zu ihrer Studienzeit in Frankreich Fotografiekurse belegt hatte, bekam diese Stelle letztendlich auch. Ihre Aufgabe bestand darin für die täglich erscheinende Kolumne Fotos von willkürlich ausgewählten Leuten auf der Straße zu machen, und diesen eine sich täglich ändernde Frage in politischem Kontext zu stellen. Die Fotos sowie ausgewählte Zitate wurden dann in der Kolumne veröffentlicht. Jackie schaffte es, dieser Arbeit durch gekonnte Fragen den nötigen Schwung zu verleihen. So befragte sie Passanten nicht nur zu politischen Themen, bei welcher ihre Affinität zum Weißen Haus herausstach, sondern auch zu Fragen der Geschlechterrollen. Durch ihre exzellente Ausbildung war sie eigentlich überqualifiziert für ihre Arbeit, dennoch nahm sie diese sehr ernst, arbeitete hart und etablierte sich schnell bei der Times Herald.



Nach ihrer Hochzeit unterstütze Jackie die Karriere ihres Mannes. Hauptberuflich war sie während ihrer Ehe, wie sie selbst sagte, Mutter und Ehefrau. Auch wenn Jackie sich in der Öffentlichkeit gerne so darstellte, war sie weit mehr als das. Was Jackie während ihrer Zeit als First Lady und innerhalb ihrer Ehe mit John F. Kennedy geleistet hat, können Sie in den folgenden Blogtexten lesen:

·  More than just a Fashion Icon – Der politische Einfluss Jackie Kennedys (2012)
·  Jackie Kennedy’s »Goodwill Tour« to India and Pakistan in 1962 (2011)
·  Jacqueline Kennedy: Die (Bau-)Herrin über das Weiße Haus (2010)


Stella Stephan