»Eunice Kennedy Shriver«

»Eunice Kennedy Shriver will be remembered … as an extraordinary woman who, as much as anyone, taught our nation – and our world – that no physical or mental barrier can restrain the power of the human spirit.«  


US-President Barack Obama

Der Kennedy-Clan mit seinem eindrucksvollen politischen und gesellschaftlichen Einfluss sowie der Mythos, der diese bekannte Familie umgibt, beeindrucken bis heute unzählige Menschen. Neben den Brüdern John, Robert und Edward Kennedy, die als Politiker Geschichte schrieben, haben auch andere Familienmitglieder die Welt maßgeblich verändert. Eines dieser oft übersehenen Mitglieder des Clans ist Eunice Kennedy Shriver, die durch ihr lebenslanges Engagement die Welt für Menschen mit geistiger Behinderung nachhaltig verändert und verbessert hat.

Eunice Mary Kennedy wird am 10. Juli 1921 als die dritte Tochter von Joseph und Rose Kennedy in eine der mächtigsten Familien Amerikas hineingeboren. Nach den Brüdern Joseph Jr., John und Robert und den Schwestern Rosemary und Kathleen, ist Eunice das fünfte von später insgesamt neun Kindern der Kennedys.  Durch die leichte geistige Behinderung ihrer Schwester Rosemary, der ältesten der Kennedy Töchter, ist Eunice für die Probleme und die Benachteiligung von geistig Behinderten schon früh sensibilisiert und sieht sich veranlasst, etwas zu verändern.

Nach dem Besuch von katholischen Schulen in Connecticut und New York, geht Eunice nach Stanford und macht dort 1943 ihren Abschluss in Soziologie. Anschließend ist sie zunächst für das Außenministerium und das Justizministerium tätig, bevor sie 1950 als Sozialarbeiterin in einem Frauengefängnis in West Virginia arbeitet und im darauffolgenden Jahr nach Chicago zieht, wo sie sich am Jugendgericht engagiert. 1953 heiratet die damals 32-jährige Eunice Robert Sargent Shriver und hat mit ihm in den Folgejahren fünf Kinder: Robert III., Maria, Timothy, Mark und Anthony.

1957 übernimmt sie die Leitung der 1946 zu Ehren ihres verstorbenen ältesten Bruders gegründeten »Joseph P. Kennedy Jr. Stiftung«, die sich unter ihrer Leitung für Forschung auf dem Gebiet der geistigen Behinderung einsetzt und Fördermittel vergibt – unter anderem das erste nennenswerte Stipendium in der Geschichte der Vereinigten Staaten zur Erforschung der Ursachen von geistiger Behinderung.

Gemeinsam mit Ehemann Sargent, der sie bei ihrer Arbeit unterstützt, besucht Eunice eine Reihe von Institutionen für Menschen mit geistiger Behinderung und rekrutiert Experten auf dem Gebiet als Berater für die Stiftung. 1960 überzeugt sie ihren gerade zum Präsidenten gewählten Bruder John, geistige Behinderung zu einem Thema für seine Legislaturperiode zu machen und bewegt ihn dazu, die Forschung auf dem Gebiet im Folgejahr zur nationalen Priorität zu erklären.

Kurz darauf veröffentlicht Eunice einen aufsehenerregenden Artikel, in dem sie die geistige Behinderung ihrer Schwester Rosemary publik macht, die bisher von der Familie unter Verschluss gehalten worden war. Damit will Eunice auf die Probleme jener Menschen innerhalb der Gesellschaft aufmerksam machen, die systematisch vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden und denen jeglicher Zugang zu höherer Bildung oder sozialen Kontakten verwehrt bleibt.

Um betroffene Familien zu unterstützen, veranstaltet Eunice im Juni 1962 ein Sommerlager für geistig behinderte Kinder im Garten ihres Anwesens in Maryland nachdem sie erfahren hat, dass diese Kinder oftmals nicht in regulären Camps aufgenommen werden. Eltern können ihre Kinder tagsüber in das »Shriver Camp« geben, wo sie von Eunice und freiwilligen Helfern, die Eunice an den örtlichen High Schools rekrutiert hat, betreut werden. Als nächsten Schritt initiiert Eunice die Entstehung weiterer solcher Sommerlager in anderen Städten, die von der »Joseph P. Kennedy, Jr. Stiftung« finanziert werden. Es sind diese privaten Feriencamps in Eunice Kennedy Shrivers Garten, die ihr schließlich die Idee für die Special Olympics geben. Am 20. August 1968 eröffnet sie persönlich die ersten Spiele mit 1000 geistig behinderten Athleten in Chicago nach dem Vorbild der Olympischen Spiele. Heute sind die Special Olympics mit 4,4 Millionen Athleten aus 170 Ländern die weltweit größte Sportorganisation für Menschen mit Behinderungen.

Für ihr Lebenswerk und ihre Dienste für Menschen mit Behinderungen, deren Lebensqualität sie auf bedeutende Weise verbessern konnte, wird Eunice 1984 die »Presidential Medal of Freedom«, die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten, durch Ronald Reagan verliehen. Eunices Vermächtnis wird heute von ihrer Familie in Ehren gehalten und weitergeführt. Ihre Kinder, die durch den Aktivismus ihrer Eltern gegen eine Benachteiligung und Ausgrenzung von Behinderten sensibilisiert sind, engagieren sich heute weiter für das Anliegen. So fungiert Timothy Kennedy Shriver aktuell als Vorstandsvorsitzender für Special Olympics, und Eunices jüngster Sohn Anthony Kennedy Shriver gründete 1989 die Organisation »Best Buddies«, die sich für die soziale Integration von geistig behinderten Menschen einsetzt.

Laura Kettel

Kommentar schreiben

Kommentare: 0