»Kunst und Kultur im Weißen Haus«

»How refreshing, how heartening it is to find such serious attention and respect for the arts in the White House. To many of us it is one of the most exciting developments on the present American cultural scene.«
Der Violinist Isaac Stern in einem Brief an Jackie Kennedy


Dem Einsatz der Kennedys ist es zu verdanken, dass das Weiße Haus mit John F. Kennedys Amtsantritt zu einem Ort wurde, an dem nicht nur die Politik, sondern auch Kunst und Kultur eine wichtige Rolle spielten.


1961 sahen die Kennedys während eines Staatsbesuchs in Frankreich einen Auftritt des Pariser Balletts in Versailles, der großen Eindruck auf den Präsidenten machte. Auch Jackie Kennedy, die in ihrer Jugend ein Jahr in Frankreich gelebt hatte und fließend französisch sprach, schätzte die französische Kultur. Ein großer Wunsch der First Lady war es, das berühmte Gemälde »Mona Lisa« von Leonardo da Vinci aus dem Pariser Louvre einmal in den USA auszustellen. Dies äußerte sie erstmals während besagtem Staatsbesuch gegenüber dem französischen Kulturminister Andre Malraux. Vielleicht war es letztendlich dem Charme Jackies zu verdanken, dass der Minister während seines Besuchs im Weißen Haus ein Jahr später den Kennedys schließlich das Gemälde als Leihgabe versprach. Die »Mona Lisa« konnte schon bald darauf in der National Gallery in Washington und dem Metropolitan Museum of Arts in New York besichtigt werden. Die öffentliche Begeisterung darüber erweckte in John F. Kennedy den Wunsch, auch das nationale Kulturgut weiter zu fördern. Dieser Vorsatz war mit ein Anlass für die vielen Kulturveranstaltungen im Weißen Haus, zu denen das Präsidentenpaar zahlreiche Berühmtheiten aus der Kunst-und Kulturszene begrüßte. Die Veranstaltungen sollten Washington auf der einen Seite als neues internationales Kulturzentrum etablieren und unterstützen gleichzeitig aber auch politische Entwicklungen.


Den großen politischen Einfluss, den der Präsident den Künsten zusprach, veranschaulicht beispielsweise die folgende Anekdote: 1962 siedelte John F. Kennedy für ein Wochenende nach Hyannis Port um, sodass ein Filmteam das Weiße Haus als Drehort nutzen konnte. Hier entstanden Szenen für den Film »Seven Days in May« mit Kirk Douglas, dessen Produktion Kennedy kurz zuvor mit einem Anruf in Hollywood ermöglicht hatte. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch und thematisiert den Plan eines Generalstabschefs, den amerikanischen Präsidenten zu stürzen. Kennedy war scheinbar vor allem an der Realisierung des Filmes interessiert, um dadurch auf unnötiges Machtgehabe in seinen eigenen Militärreihen aufmerksam zu machen.


Kennedy bezeichnete sich selbst nie als intellektuell und wusste auch die leichte Lektüre zu schätzen – so war er ein großer Fan von James Bond und zählte »From Russia with Love« zu seinen Lieblingsbüchern. Daher war es vor allem die First Lady, die mit intellektuellen Anspruch für den neuen kulturellen Wind im Weißen Haus sorgte. Das zeigt sich beispielsweise an ihren Empfängen, auf denen sie gerne die Gastgeberin für Politiker, Künstler, Musiker und Schauspieler gab. Sie kam auch auf die Idee, eine abbaubare Bühne im »East Room« des Weißen Hauses installieren zu lassen. Hier fanden Musik- und Theateraufführungen statt, wie zum Beispiel Veranstaltungen der Metropolitan Opera oder des American Ballet Theaters. Der Aufbau der Bühne und die Vorbereitungen für eine Show konnten bis zu acht Stunden in Anspruch nehmen. Alle Performances wählte Jackie Kennedy mit einer großen Sorgfalt aus und hatte stets den Anspruch, dass diese das Beste der amerikanischen Gesellschaft widerspiegeln sollten. Anlässlich eines Dinners zur Ehren des puertoricanischen Gouverneurs Munoz Marin lud sie zum Beispiel den weltberühmten Cellisten Pablo Casals dazu ein, ein Konzert im Weißen Haus zu geben. Events dieser Art brachten der Kennedy-Administration internationale Anerkennung ein und sollten die USA als gleichberechtigte kulturelle Großmacht etablieren.


Sabrina Gettinger

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