»Der Löwe des Senats«

Am 25. August 2010 jährte sich zum ersten Mal der Todestag Edward M. Kennedys, eines Mannes, der sich zeitlebens bemühte, seine Visionen in die Tat umzusetzen. Sein Reformbewusstsein und der Wille, mehr Menschen zu besseren Lebensbedingungen zu verhelfen, ist der rote Faden in seiner fast 47 Jahre umfassenden Amtszeit als Senator von Massachusetts. Als einer der längst amtierenden Senatoren in der Geschichte der USA, war er an der Abfassung von über dreihundert Gesetzesentwürfen maßgeblich beteiligt. Seine langjährige politische Karriere und sein bedeutender Einfluss brachten ihm die Bezeichnung »Löwe des Senats« ein. 


Edward Kennedy wurde 1932 als jüngster Bruder von insgesamt 9 Kindern in Boston, Massachusetts, geboren. Schon früh erhielt Ted durch seinen Vater Joseph P. Kennedy, der von 1938 bis 1940 amerikanischer Botschafter in London und langjähriger Diplomat war, und durch seinen älteren Bruder John F. Kennedy, der ab 1946 dem Repräsentantenhaus angehörte, Einblicke in die Politik. Nach seinem Abschluss in Harvard und an der juristischen Fakultät der Universität von Virginia wandte auch er sich schließlich aktiv der Politik zu. 1960 fungierte er bereits erfolgreich als Wahlkampfmanager für die Präsidentschaftskandidatur seines Bruders, dessen Platz im Senat von Massachusetts er ab 1962 einnahm. Nach der ersten regulären Wahl zum Senator 1964, wurde er insgesamt sieben Mal wiedergewählt. 

 

Seine weitreichenden Reformen umfassten die Bereiche Immigration, Bürgerrechte, Bildung, Arbeit, Renten und die lebenslange Unterstützung der Aids- und Krebsforschung. Außerdem sah er es als seine Lebensaufgabe an, jedem Bürger eine allgemeine Krankenversicherung zu ermöglichen. Ebenso wie sein Bruder Robert F. Kennedy setzte er sich in den sechziger Jahren für die Rechte der schwarzen Bevölkerung und die Beendigung des Vietnamkriegs ein. Als letzter noch lebender Bruder John F. Kennedys war ihm daran gelegen, mit seiner Politik dem Erbe seines Bruders gerecht zu werden. Edward selbst lehnte eine Präsidentschaftskandidatur auf Anraten seiner Familie ab, da zwei seiner Brüder bereits in hohen Ämtern ermordet worden waren. 1980 unternahm er doch den Versuch, unterlag jedoch Jimmy Carter bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei. 

 

Kennedy galt als einer der schärfsten Kritiker der Bush-Regierung, insbesondere was den Irakkrieg betraf und machte sich auch aus diesem Grund 2004 für die Wahl von John Kerry zum Präsidenten stark. Während der Vorwahlen der Demokraten im US-Präsidentschaftswahlkampf 2008 erklärte er seine ausdrückliche Unterstützung für Barack Obama. Trotz seiner gesundheitlichen Beschwerden bemühte er sich weiterhin, öffentliche Auftritte und den Gang in den Senat wahr zu nehmen.  

 

2009 wurde Kennedy vom amtierenden Präsidenten Obama mit der »Presidential Medal of Freedom« ausgezeichnet. Diese Ehrung für besondere zivile Dienste in Friedenszeiten war 1963 von seinem Bruder, John F. Kennedy, von einer »Kriegsmedaille« in diese Auszeichnung umgewandelt worden. Am 25. August 2009 erlag Edward Kennedy seinem Krebsleiden.

 

Das nun geplante »Edward M. Kennedy Institute for the United States Senate« soll diesem großen Politiker gedenken. Diese Einrichtung, die direkt neben der »John F. Kennedy Presidential Library & Museum« in Boston gebaut werden soll, widmet sich der Aufklärung der Bürger über das amerikanische Regierungssystem und soll so gleichzeitig das Engagement dieser stärken. Senator Kennedy war Zeit seines Lebens davon überzeugt, dass die nachhaltige Stärke der amerikanischen Demokratie auf einer sachkundigen Wählerschaft begründet sei. Das Institut hat sich diesem Ideal versprochen. Ziel ist es, das Verständnis der Bürger über die historische Rolle der verschiedenen Regierungsbereiche zu erweitern, ihnen die großen Debatten, die den Verlauf der amerikanischen Geschichte maßgeblich beeinflusst haben, näher zu bringen und vor allem die nächste Generation von Bürgern zu inspirieren, Führungspersönlichkeiten zu werden. Ein Ort also, an dem die Politik des Landes hautnah erlebt und so stärker in den öffentlichen Fokus gerückt werden kann. 

 

Im Schatten des großen Bruders, der größten Sammlung zum Leben, dem Werk und dem Erbe John F. Kennedys in der »Presidential Library & Museum«, wird das Institut auf dem Campus der Universität von Massachusetts zukünftig, neben seinem pädagogischen Anspruch, auch den politischen Verdiensten des Namensgebers, Senator Edward M. Kennedy, gedenken. 

 

»The Senate is surely one of the most important bodies in the free world. Each year its decisions affect the hopes and lives of men and women in every part of the globe…« – Senator Edward M. Kennedy 

 

CN