Jacqueline Kennedy: Die (Bau-)Herrin über das Weiße Haus

Jacqueline Lee Bouvier Kennedy Onassis (1929-1994) war eine intelligente, gut ausgebildete und stilvolle US-amerikanische Journalistin, Photographin und Verlagslektorin. Sie studierte sowohl in den USA als auch in Frankreich Geschichte, Literatur, Kunst und Französisch. Sie ist aber vor allem durch die Ehe mit dem 35. US-Präsidenten John F. Kennedy bekannt. Als sie mit ihren 31 Jahren ins Weiße Haus einzog, wurde sie zu einer der jüngsten First Ladies aller Zeiten. 


Da sie sehr an den Bildenden Künsten interessiert war, verspürte sie mit dem Einzug in das Weiße Haus den Wunsch, diesen repräsentativen Ort gemäß seiner Aufgaben und hohen Stellung zu gestalten. Jackie informierte sich sehr umfassend über das Gebäude, indem sie sich Bücher und Artikel u. a. aus der Library of Congress besorgte. Ihre Perspektive auf die Dinge wurde zunehmend die einer Historikerin.

 

Ein wichtiger Aspekt bei der Renovierung und Neugestaltung sollte die Einhaltung des ursprünglichen Charakters des Weißen Hauses sein. Außerdem wünschte sich Jackie, dass man sich nicht auf einen Stil oder eine Epoche festlegt und die verschiedenen Administrationen und Charakterzüge der vorigen Präsidentschaftsperioden ebenso berücksichtigt. Eine große Rolle – als ein wichtiger symbolischer und funktioneller Teil des Hauses – sollte die Bibliothek spielen.

Jackie Kennedy beauftragte einen Ausschuss mit der Auswahl der 1500 wichtigsten Werke der amerikanischen Literatur und Geschichte, um die Präsidentensammlung des Weißen Hauses seiner Stellung gemäß würdig einzurichten. Sie beauftragte ebenfalls eine Neugestaltung und Neubepflanzung des White House Rose Garden und des East Garden. 

 

Sie widmete sich der Renovierung, Restaurierung und dem Umbau in solchem Maße, dass letztendlich ein lebendiges Museum der Geschichte daraus entstehen sollte. Sie wählte die Kunstwerke und Möbel, schaffte weitere Gegenstände an, die sich einst im Weißen Haus befunden hatten oder einem ehemaligen Präsidenten gehörten. Unterstützung erhielt sie von Kunstexperten und Regierungsbeauftragten. Für dieses Projekt bezauberte die First Lady alle um sich herum, auch die Kunstsammler, die teilweise bereit waren, Kunstgegenstände für dieses Ziel zu spenden. Auf diese Weise fanden einige wahre Schätze ihren festen Platz im Weißen Haus. Im Oval Office wurde ein Schreibtisch installiert, der aus dem Bauholz des britischen Segelschiffes HMS Resolute hergestellt wurde, das 1878 ursprünglich Queen Victoria dem Präsidenten Rutherford B. Hayes geschenkt hatte. Das Schlafzimmer von John F. Kennedy zierte das damals gestiftete Bild Avenue in the Rain (1917) des impressionistischen Malers Childe Hassam, das später sein Platz im President’s Dining Room fand. 

 

Jacqueline Kennedy regte den Gedanken für die Gründung des »Committee for the Preservation of the White House an«, um dem Vorwurf der Untreue der öffentlichen Gelder zu entkommen und unabhängiger arbeiten zu können. Im Jahr 1961 wurde Lorraine Waxman Pearce die erste Kuratorin des Weißen Hauses, deren Aufgabe die stetige Beschäftigung mit der immerfort wachsenden Sammlung sein sollte. Im Herbst des gleichen Jahres ernannte der Kongress das Weiße Haus zu einem Museum, was alle Kunstgegenstände ohne weiteres zu unverkäuflichem Museumsgut machte. Die Räume durften von nun an nicht mehr willkürlich umgestaltet werden. 

 

Das Ergebnis der Bemühungen der First Lady bewunderten achtzig Millionen amerikanischer Zuschauer am 14. Februar 1962 live im Fernsehen. Jackie Kennedy erntete für ihre Leistung nicht nur die Anerkennung in Kunstkreisen, sondern wurde auch mit einem Emmy ausgezeichnet. Die Renovierungsarbeiten endeten abrupt mit dem Tod des Präsidenten, wobei sie von den nachfolgenden First Ladies fortgeführt wurden. 

 

John F. Kennedy und Jackie strahlten Jugendlichkeit und Frische aus, die sich auch auf das Weiße Haus übertrug. Es sollte ein Ort für die amerikanische Geschichte, Kultur und Errungenschaften sein. Die First Lady veranstaltete dort Banquettes, Dinner und Events, zu denen sie Wissenschaftler, Dichter, Schriftsteller, Musiker und Künstler an einen Tisch mit Diplomaten, Politikern und Staatsmännern brachte. Sie organisierte Ballett-Vorstellungen, Liederabende und Shakespeare-Lesungen.

 

Obwohl Jackie Kennedy im Weißen Haus nicht immer glücklich war und ihre Aufgabe als First Lady ihr hin und wieder zur Last fiel, übte sie ihre Rolle mit Anmut, Stil und Eleganz aus. Alle diese Eigenschaften spiegeln sich in dem repräsentativsten aller Häuser Amerikas wider. 

 

JK