Die Kennedys leben weiter... (Teil 2)

Die Tausend Tage der Präsidentschaft von John F. Kennedy und ihr tragisches Ende ließen niemanden unberührt – auch nicht die empfindsamen und zarten Seelen der Künstler. Robert Rauschenberg verarbeitete seine Erinnerungen und die spätere seelische Erschütterung gleich in mehreren Bildern. Im Mittelpunkt des collageartigen Bildes mit dem Titel Retroactive I (1964) steht die gestikulierende und eine Ansprache haltende Gestalt des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten, der von verschiedenfarbigen Bildern, die ursprünglich aus Magazinen und Zeitschriften stammen, umgeben ist. In Buffalo II (1964) greift Rauschenberg auf fast die gleichen Photos zurück, die er aber unter Verwendung unterschiedlicher Farben anders zusammensetzt. Das Werk 2K/To Kennedy (1999) weist bereits auf den Bezug zu John F. Kennedy hin, der jedoch nicht explizit erkennbar ist. Das Bild Signs (1970) dagegen zeigt unmissverständlich den 35. Präsidenten. Er befindet sich in Begleitung von Individuen seiner Generation wie Janis Joplin, Martin Luther King Jr. und seinem eigenen Bruder Bobby. Sie alle sind von den Photos solcher wichtigen Ereignisse der 1960er Jahre wie der Mondlandung und des Vietnamkriegs umgeben. 

 

Ähnlich wie Rauschenberg benutzte James Rosenquist die Symbole der Konsumgesellschaft und des Wohlstandes, um sie mit den Abbildungen von John F. Kennedy zu einer einzigartigen Collage zusammenzubringen. In President Elect aus dem Jahr 1964 teilt sich der Präsident die Leinwand mit einem halben gelben Chevrolet und weiblichen Händen, die ein Stück Kuchen halten.

 

Auch Larry Rivers verbindet in seiner Collage The Friendship of America and France (Kennedy and de Gaulle) (1961-62) die kommerziellen Symbole mit politischen Themen. Die insgesamt zwölf Teilbilder, die die amerikanischen Zigarettenverpackungen von Herstellern wie Marlboro, Lucky Strike und Camel sowie die der französischen Marke Galuoises darstellen, bilden ein Mosaik, das von zwei Staatsoberhäuptern, nämlich de Gaulle und Kennedy, vervollständigt wird. Das Bild erinnert an das historische Treffen zwischen den beiden Präsidenten im Jahr 1961 und soll auf die Verbindung zwischen den beiden Nationen hinweisen. 

 

Norman Rockwell griff auch einen Aspekt der Politik von John F. Kennedy auf, den er auf dem Bild The Peace Corps (1966) verbildlichte. Das hell erleuchtete Profil des Präsidenten, dem Initiator des Peace Corps, ist als erstes zu sehen, wobei sich die Gesichter der Volontäre sowie seines Schwagers Sargent Shriver neben ihm, ein wenig zurückgezogen, befinden. Zu dem Oeuvre dieses Malers gehört auch ein Porträt des Präsidenten und ein Wahlplakat mit dem Titel A Time of Greatness

 

James Wyeth portraitierte John F. Kennedy in seinem Ölgemälde aus dem Jahr 1967 auf eine verhältnismäßig traditionelle Art und Weise. Der Maler zeigt den großen Staatsmann in einer nachdenklichen Pose, die ihn dadurch sehr menschlich erscheinen lässt. Neben den Gemälden gibt es auch interessante Skulpturen, die ihm gewidmet wurden, wie zum Beispiel die aus Wachs modellierte und in einem Sarg liegende Figur John F. Kennedy des italienischen Künstlers Maurizio Cattelan, die Bronzebüste von Robert Berks aus dem Jahr 1963 und die überlebensgroßen Figuren The Kennedys von Marisol Escobar. 

 

Der Ruhm der Kennedy Familie, vor allem jedoch die Handlungen des Präsidenten, gingen über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus. Pablo Picasso äußerte sich in der Serie Rape of the Sabine Women (1963) zur amerikanischen Außenpolitik und ausdrücklich zur Kubakrise. Das Bild zeigt Frauen und Kinder auf dem Boden liegend, zertrampelt von den Hufen zweier Pferde. Die mächtigen Reiter auf den Rücken der Gäule sind gerade dabei, einen brutalen und verbitterten Kampf auf Kosten der Unschuldigen untereinander auszutragen. 

Die Familie Kennedy, besonders der gutaussehende, charismatische, junge John Fitzgerald, wurde zum Hauptaugenmerk sowohl der Medien als auch der Künstler. Sie schufen Gemälde, Siebdrucke, Plakate, Skizzen, Zeichnungen, Deckblätter, Skulpturen und andere Formen des ästhetischen Ausdrucks. 

 

JK