Hyannis Port – Wo Präsidenten Urlaub machen

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts besiedelten englische Farmer das Cape Cod in Massachusetts. Der kleine Ort Hyannis Port wurde durch die Fischerei und seine wunderschöne Küstenlinie bekannt und bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Fischerdorf zu einem Rückzugsort für viele berühmte Bewohner der nahegelegenen Stadt Boston. So verbrachten die US-Präsidenten Ulysses S. Grant und Grover Cleveland ihre Sommermonate an den Stränden von Hyannis Port und es sollte sich noch ein dritter Präsident zu ihnen gesellen.

 

Die salzhaltige Luft lockte 1929 auch Joseph P. Kennedy und seine Ehefrau Rose nach Hyannis. Nach dem Umzug der Familie nach Riverdale wollten Joe und Rose die Verbindung zu ihrer Heimat Boston nicht verlieren und entschieden sich für ein Sommerhaus auf einem Hektar Grund mit Blick auf den Hafen. Hier sollte der Kennedy-Clan von nun an seine Sommer verbringen und einen Schauplatz für schöne Kindheitserinnerungen der neun Sprösslinge, aber auch die dunkelsten Kapitel in der Familiengeschichte finden.

 

In den folgenden Jahren vergrößerte und modernisierte Joseph das Anwesen und passte es so den Bedürfnissen seiner Familie an. Allein im Haupthaus befanden sich vierzehn Schlafzimmer, neun Bäder, ein Theater- und ein Kinosaal. Des Weiteren wurden zwei Gästehäuser, ein Swimmingpool und ein Tennisplatz gebaut. In den Sommerferien glich das sogenannte »Kennedy Compound« einer Art Familien-Bootcamp. Schwimmen, Segeln, Tennis, Touch-Football, mehrere Trainer wurden angestellt, um die Kinder zu Spitzenleistungen zu treiben. In Hyannis Port lernten die Kinder außerdem, das Leben auf dem Land und mit dem Meer zu genießen, was zum festen Bestandteil des Familienlebens wurde.

 

1956 erwarben auch John F. Kennedy und Jackie ein kleineres Haus mit vier Schlafzimmern auf dem Terrain und läuteten so die goldenen Zeiten in Hyannis Port ein. Auch am Wahltag kamen alle Kennedys in Hyannis Port zusammen und in fast allen Räumen der diversen Häuser waren Fernsehgeräte eingeschaltet. Einer bekannten Anekdote zufolge versammelten sich alle Familienmitglieder im Haus der Eltern und als die Ergebnisse feststanden, erhoben sie sich. Er war nicht mehr nur Jack, es lebte wieder ein Präsident in Hyannis Port. Und dazu war er auch noch der erste katholische Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

 

In geringer Entfernung zum Kennedy Compound befindet sich die St. Francis Xaver Church. Schon in den 20er-Jahren besuchten Rose und Joseph die Kirche regelmäßig und auch in den folgenden 60 Jahren war sie der Hauptanlaufpunkt für die meisten Familienmitglieder. Die Kennedys veranstalteten dort Hochzeiten und Beerdigungen und schon bald gaben die Einheimischen der kleinen Kirche den Namen »Kennedy Church«. Auch Präsident John F. Kennedy besuchte während seiner Sommer in Hyannis Port regelmäßig die Sonntagsmesse. Während seiner Amtszeit saßen die Kennedys stets in der zweiten Reihe der Kirchenbänke. Vor und hinter ihnen musste Platz für den Secret Service bleiben.

 

Auch heutzutage ist die Kennedy-Aura in dem Küstendorf allgegenwärtig. Nur ein paar Schritte von der Kirche entfernt findet man das John F. Kennedy-Hyannis-Museum. Mehr als 50.000 Besucher reisen jährlich an das Cape Cod, um zu sehen, wie eine der berühmtesten Familien des Landes ihre Sommerferien verbrachte. Die Anwesen sind zwar vor neugierigen Blicken geschützt und können nur vom Wasser aus besichtigt werden, allerdings ist es nicht unüblich, Mitgliedern der Familie Kennedy oder Shriver auf den Straßen des Fischerortes oder im ansässigen Hyannis Port Yacht Club zu begegnen. Diese Anwesen und der Ort Hyannis Port stehen für den Geist des Kennedy-Clans. Dort versammelten sie sich, sei es in Freude oder in Trauer, um Geist und Lebenskräfte zu erneuern.

 

LB