John F. Kennedy, Jr.

»But like his father, he had every gift but length of years«

Edward Kennedy

 

Am 25.11.1960, knapp einen Monat, nachdem sein Vater zum Präsidenten gewählt worden war, kam der kleine John Junior zur Welt. Hineingeboren in ein Umfeld, das Glamour und Macht verkörperte, versuchte seine Mutter Jackie alles, um ihn von dieser Glitzerwelt fern zu halten und ihre Kinder zu beschützen. Dies zog sich wie ein roter Faden durch deren Leben. So oft ihr Vater es einrichten konnte, flogen alle nach Hyannis Port, um dort ein paar ruhige Tage zu verbringen.

 

Doch 1963 sollten die friedlichen Zeiten ein Ende nehmen. Nanny Miss Shaw war diejenige, die John mitteilen musste, dass Daddy nicht mehr wieder kam. An seinem dritten Geburtstag wurde sein Vater auf dem Nationalfriedhof von Arlington beigesetzt. Onkel Bobby versuchte, so gut es ging, Ersatzvater zu spielen und hatte ein gutes Verhältnis zu John-John. Nachdem der Druck der Presse auf Jackie und die Kinder immer größer wurde, beendete sie die Ära Washington und zog nach New York. Die Zeiten wurden nicht besser und 1968 verloren John und seine Schwester Caroline durch die Ermordung an Robert F. Kennedy einen zweiten Vater. In tiefer Trauer kehrte Jackie den USA den Rücken zu und ging nach Griechenland. Dadurch entfernte sie sich nicht nur räumlich sondern auch im Kopf von Amerika und dem Kennedyclan. Wichtig war ihr jedoch, dass John und Caroline die Beziehung zur Familie hielten. Obwohl John, Jr. sich mit seinem neuen Stiefvater verstand (dieser schenkte ihm unter anderem ein Segelboot), fand er keinen großen Gefallen an der baldigen Hochzeit Jackies mit Aristoteles Onassis. Stattdessen wuchs sein Interesse am Leben und Wirken seines verstorbenen Vaters und in der Schule spielte er seinen Freunden dessen berühmteste Reden vor. 

 

Was Jackie nach einigen Jahren missfiel, war der aufkommende Wunsch ihres Sohnes Journalist zu werden, seine wachsende Leidenschaft für die Theaterbühne und als Teenager der gelegentliche Konsum von Alkohol. Durch die vielen Affären ihres Mannes mit Schauspielerinnen traute sie dem Showbusiness nicht. Faul war John jedoch keineswegs: er war u. a. als Freiwilliger mit den Peace Corps in Guatemala. Das reichte Jackie allerdings nicht: Sie wollte, dass er seine Augen weiteren Kulturen gegenüber öffnete und schickte ihn nach Kenia. Aus dem kleinen Jungen war mit den Jahren ein attraktiver, junger Mann geworden. Er kannte die Macht seines Namens, lehnte vielleicht gerade deshalb das Angebot, Student in Harvard zu werden, ab und entschied sich für die Brown Universität. Durch Geschichts- und Vietnamseminare erhoffte er sich ein Verständnis vom politischen Handeln seines Vaters zu bekommen und nachdem er einen Südafrikatrip unternahm, wuchs in ihm der Wille, etwas gegen die Apartheid zu tun. 

 

John, Jr. entwickelte schon als Junge ein soziales Engagement, das besonders durch seine Mutter und auch Onkel Bobby gestärkt wurde. In späteren Jahren unterstützte er diverse Projekte in New Yorker Armenvierteln. Zum Ende seiner Zeit in Brown war John, der zur Abschlussfeier Cowboystiefel trug, der festen Überzeugung, dass er als Schauspieler arbeiten wollte. Doch wie so häufig stellte sich Jackie diesen Plänen in den Weg. 1987 erfüllte er ihr endlich den Wunsch, ein Jurastudium zu beginnen. Nachdem nun das erste Mal alles nach den rechten Vorstellungen seiner Mutter verlief, traten Gerüchte auf, dass er eine Affäre mit Madonna habe und das Magazin People wählte ihn 1988 zum Leidwesen Jackies zum »Sexiest Man Alive«.

 

1994 traf die Kennedykinder ein weiterer Schicksalsschlag – bei Jackie wurde ein Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert. Zu dieser Zeit trat das ehemalige Model Carolyn Bessette in Johns Leben und war ihm eine große Stütze. Die zwei wurden schnell ein Paar, obwohl beide zum Zeitpunkt des Kennenlernens andere Partner hatten. Nachdem sie sich 1996 in Georgia vermählten, gab es jedoch oft Dispute zwischen den beiden und besonders Carolyn kam mit den ständigen Belagerungen der Photographen sehr schlecht zurecht.

 

Im März bestätigte er, dass er ein Politmagazin mit dem Namen »George« rausbringen würde, was ihn über die weiteren Monate beschäftigt hielt und ihm während der Trauer über den plötzlichen Tod seiner Mutter im Mai hinweg half. Mit Jackies Tod war der Zeitpunkt gekommen, an dem John, Jr. seine engste Beraterin verlor, was ihm zum Verhängnis wurde. Kurz darauf erfüllte er sich den lang gehegten Wunsch einer Fluglizenz, ein Hobby, von dem Jackie ihm immer wieder abgeraten hatte. Mit nur knapp hundert Flugstunden stürzte sein Flugzeug am 16. Juli 1999 im dichten Nebel in der Nähe von Marthas Vineyard ab und mit ihm starben seine Frau Carolyn und ihre Schwester Lauren. Er wurde nicht älter als 39 Jahre.

 

CP